m.förster
Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) vom Kreisverband Steinburg hatte zum Thema "Triales Studium Handwerksmanagement" in das IZET Innovationszentrum Itzehoe eingeladen. Insbesondere die stellv. Landesvorsitzende und Kreisvorsitzende der MIT, Simona Gleich, hat sich dieses Modells engagiert angenommen. Stellvertretend für die kurzfristig erkrankte Vorsitzende begrüßte Dr. Anita Chmielewski die Referenten und Anwesenden, insbesondere den CDU-Kreisvorsitzenden für Steinburg und Landtagsabgeordneten, Heiner Rickers MdL. Die Überlegungen zum "Trialen Studienmodell" sind lt. Heiner Rickers in der Landespolitik noch nicht weit gediehen. Er selbst stehe jedoch dieser Studienform positiv gegenüber und werde sich dafür einsetzen.
Herr Matthias Mölle, Leiter der Akademie des Handwerks bei der Handwerkskammer (HWK) in Hannover, informierte über Werdegang und Ablauf dieser Ausbildungsart. Ins Leben gerufen wurde der Studiengang von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Köln. Seit Oktober 2010 wird er auch an der staatlich anerkannten, privaten FHM in Hannover angeboten. Dieses richtet sich an Abiturienten, Schulabgänger mit Fachhochschulreife oder (Fach-) Abitur. Es eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, innerhalb von ca. 4 bis 4 1/2 Jahren die fachliche Ausbildung zum Gesellen, die Qualifizierung zum Handwerksmeister bis hin zum Bachelor of Arts (B.A.) Handwerksmanagement zu erwerben. Alle drei Ausbildungsgänge finden berufsbegleitend statt. Die Vorteile der beruflichen und akademischen Bildung werden in einem Studienmodell vereint. Die 126 Ausbildungsberufe des Handwerks können auf diese Weise aufgewertet und der "Akademisierung der Arbeitswelt" Rechnung getragen werden.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Anwesenden betonte Herr Dipl.-Ök. Ingo Tessmer, Organisatorischer Leiter der FHM Hannover, dass die Anforderungen an Ausbilder, Kollegen und die Studierenden hoch seien. Er berichtigte u.a. von Anlaufschwierigkeiten in den Betrieben, von Vorurteilen und mangelnder Freizeit. "Der Chef und auch die Kollegen müssen mitspielen", meinte der Vortragende. Eine Sechstagewoche, auf die sich die Studenten einstellen müssten, erfordert Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen und Eigeninitiative. Dazu kommt eine Studiengebühr von ca. 400,00 Euro im Monat, die teilweise auch von Ausbildungsbetrieben finanziert wird. Bei guter Leistung winken Fördergelder. Vorteile dieses Studiengangs sind eine hohe Berufsorientierung, wenig Studierende eines Jahrgangs und eine individuelle Betreuung.
Herr Karl-Heinz Lappe, stellvertretender Kreishandwerksmeister Westholstein, hatte seinen ersten "Trialen Azubi" gleich mitgebracht, der in Kürze in seinem Betrieb anfängt. Herr Lappe zeigte sich für diese neue Studienform offen und regte an, dass potentielle Interessenten durch Praktikumsangebote, Kontakte zu Schulen, THW und Feuerwehr gewonnen werden könnten. Er wies auch auf die sich verändernde Lebenseinstellung der Jugend hin. Elternzeiten und individuelle Arbeitszeiten forderten von den Arbeitgebern eine hohe Flexibilität ein.
Er bemängelte, dass eine überbordende Bürokratie die bereits vorhandenen Fachkräfte bindet und somit ihren produktiven Einsatz verhindert. Diesen Äußerungen schloss sich eine angeregte Diskussion an. Es wurde u.a. beklagt, dass die Industrie selbst wenig ausbilde und obendrein die Fachkräfte der Handwerksbetriebe mit höherer Bezahlung abwerbe. Tendenzen zu Betriebszusammenschlüssen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die gleichzeitige Zunahme von Einzelunternehmen wurden angesprochen. Der Bedarf an Fach- und Führungskräften im Handwerksbereich ist sehr hoch, die Unternehmensnachfolge soll gesichert sein. Allein in Schleswig-Holstein stehen derzeit 15.000 Firmennachfolgen an.
Insgesamt bestand der Konsens, dass dieser Studiengang noch bekannter werden müsste und auch in Schleswig-Holstein Fuß fassen sollte. Dies ist auch das erklärte Ziel der MIT Steinburg, die dazu auffordert, das "Triale Studium Handwerksmanagement" in Schleswig-Holstein zu etablieren und die Landespolitik zur Umsetzung zu bewegen. Alle Beteiligten waren mit dem Verlauf und dem Informationsgehalt der Veranstaltung sehr zufrieden.
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